Es gibt Eltern, die an MS erkrankt sind, es aber ihren Kindern nicht sagen möchten. Um sie nicht zu beunruhigen oder ihnen Angst zu machen. Bei mir ist es ganz umgekehrt: Ich möchte, dass sie Bescheid wissen. Damit sie eben gerade keine Angst um mich bekommen. Denn ich bin der Meinung, dass sie es so oder so mitbekommen. Zum einen nehme ich morgens und abends ein MS-Medikament und darüber hinaus Nahrunsergänzungsmittel aufgrund von Mangelzuständen ein. Das ist ja schon auffällig, dass Mama da immer was schluckt. Und auch nicht normal. Zum anderen, gibt es Tage, an denen ich auch einmal fluche, weil ich die MS wieder so stark spüre. Oder aber ich bin traurig, weil sich "Madame Sabotage" bei mir eingenistet hat. Das kann ich alles nicht gänzlich vor meinen Schnecken verbergen. So sehr ich mich auch anstrenge. Ich denke, dass es deswegen besser ist, die Kinder wissen von Anfang an Bescheid. Dass dort nicht eine große Unbekannte ist, die sie nicht einordnen können. Denn das macht ihnen Angst.
Nun sind Frida (3,5) und Hedy (2) ja noch recht klein und auch noch nicht komplett aufnahmefähig bezüglich der Erkrankung. Daher habe ich ihnen vom Kribbeln, das ich aufgrund der MS spüre, erzählt. Und als ich das letzte Mal in der Klinik war, um Cortison zu bekommen, habe ich sie mitgenommen. Damit sie sehen, dass Mama dort nichts schlimmes passiert. (Dazu habe ich schon einmal gebloggt: "Weißt Du, die Mama hat da so ein Kribbeln in der Hand!") Krankheit gehört nun einmal zu meinem Leben dazu. Wie bei vielen Menschen. Das ist keine Besonderheit. Daher möchte ich, dass meine Kinder von Anfang an lernen, mit Krankheiten umzugehen und keine Berührungsängste haben. Wenn Frida mich etwas zum Kribbeln oder zu den Tabletten fragt, beantworte ich ihr dies kindgerecht. Was diese beschissene Krankheit für Folgen haben kann (aber nicht muss), weiß sie natürlich noch nicht. Auch nicht, dass ich manchmal Angst davor habe. Wenn sie das mitbekommt, erkläre ich ihr, dass ich das Kribbeln in meinen Händen gerne nicht hätte, ich es aber nicht ändern kann und deswegen traurig bin. Das reicht ihr momentan (noch).
Es gibt auch bereits einige (wenige) Kinderbücher, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Diese werde ich auf jeden Fall anschaffen. Aber ich kann noch nicht berichten, wie ich sie finde. Trotzdem möchte ich sie Euch nicht vorenthalten:
1. Meine Mama ist besonders
2. Teddy Snobs ist komisch
Und dann gibt es noch eine wundervolle Geschichte, einer Mama, die selbst an MS erkrankt ist und die eine Geschichte geschrieben hat, um ihrer Tochter die Krankheit zu erklären: Meine Mama hat Multi-Dings-Da.
Wie 3 andere Mamas ihren Kindern die MS erklärt haben, möchte ich Euch heute vorstellen. Da sind schöne, lustige und nachdenklich machende Berichte dabei, von denen wir alle meiner Meinung nach zum Umgang mit Erkrankungen (welcher Art auch immer )lernen können.
Mama Anke
Letze Woche habe ich meinen Zwerg (7) ins Bett gebracht und beim Gute Nacht Kussi fragte er mich dann "Mama was hast du für eine Krankheit?" Em.. schluck, ja em.... "Also das ist so: Manchmal kann die Mama sich nicht so gut bewegen, dann geht sie ins Krankenhaus und bekommt Medikamente, dann geht es ihr wieder besser. Dann fragte er mich aber weiter wie diese Krankheit denn hieße und ich antwortete ihm, dass es ein schweres Wort ist aber man kann es abkürzen und dann heißt es MS. Lauthals lachte er los und sagte: "Das sind ja nur zwei Buchstaben und ich dachte schon das wäre was schlimmes." Seine Augen strahlten glücklich und er hat mich ordentlich gedrückt. "Ja mein Muckel, es sind nur 2 Buchstaben und so soll es auch bleiben.", nochmal herzlich gelacht, dann ist er zufrieden eingeschlafen.
Mama Hannah
Ich hab zusätzlich zu MS noch ne Depression. Meine Kleine ist jetzt drei und ich hab schon vor fast einem Jahr angefangen mit ihr kindgerecht darüber zu sprechen. "Meine Mama ist besonders" haben wir auch im Regal und als Kinderbuch zur Depression lesen wir "Mamas Monster". Und da es mir meistens gut geht, kommt sie super damit zurecht und wenn es mir mal schlecht geht, kann sie einordnen, woran es liegt und macht sich keine Sorgen um mich oder glaubt am Ende gar, es würde an ihr liegen. Das ist mir am wichtigsten.
Mama Nicole
Aus Erfahrung kann ich sagen: Kinder sind meist mit den Fakten zufrieden. So ist es im Moment. Keine Spekulationen, keine Vielleichts und Wahrscheinlichs. So ungefähr: ich kann nicht richtig sehen, gehen, greifen, ... (was auch immer), bin müde, kaputt, ... (was auch immer) weil ich eine Krankheit habe, die Multiple Sklerose genannt wird. Deshalb spritze ich täglich, nehme ich Tabletten, .... Das bedeutet für dich: ich kann dich nicht tragen, hinter dir her rennen, ... (was auch immer). Punkt. Mehr braucht es nicht. Wenn Kinder mehr wissen wollen, fragen sie. Dann brauchen sie Antworten, die ebenso klar und nachvollziehbar sein müssen.
Was meint Ihr? Erzählt Ihr Euren Kindern von Euren Krankheiten bzw. würdet Ihr ihnen davon erzählen? Ich freue mich auf Eure Kommentare!